Ding, Dinge, Dingsda, dingen, thing, chose
Stand der Dinge
unverrichteter Dinge
Ding: Gegenstand, Sache, Etwas
Grundbegriff Kants
Wirklichkeit einer Sache im Gegensatz zur Erscheinung
Dingstätte
Dingfrieden (Schweigegebot)
dingfest
Dinggedicht
Rilkes Deutung der Dinge
Oppert: das Dinggedicht
dingliches Recht /Sachenrecht:
Herrschaftsrecht über eine Sache: Eigentum/Besitz, Nutznießung, Mißbrauch
Nietzsche III 369, 487, 534/35, 540, 555
Dingsda: Sache oder Mensch, dessen Name einem nicht einfällt.
Dingwort: Hauptwort

Namenlose Dingwörter sind Gegenstände. Sachen oder Menschen, deren Namen einem nicht einfällt, werden Dingsda genannt, und wir besitzen nur Dinge, wenn wir deren Namen kennen und/oder beherrschen. Dieser Umstand ist Produkt des in Deutschland geltenden dinglichen Rechts, des Sachenrechts, das einem Herrschaftsrecht über eine Sache zuspricht. So ist unsere deutsche, wenn nicht gar europäische, oder noch umfassender, unsere abendländische Haltung den Dingen gegenüber die von Eigentum/Besitz, Nutznießung oder Missbrauch. Das Ding als Unterworfenes.
Die Untersuchung der Eigenschaft und Substanz von Dingen wird den Naturwissenschaften zugewiesen, deren derzeitiger Forschungsstand zum einen in der Aussage gipfelt: “Tja, wir müssen zugeben, auch wir wissen nichts über das Ding”, deren andere Aussagen dazu neigen, die Dinge im Vollzug zu untersuchen, weg von Substanz und Eigenschaft. Der sinnliche Erscheinungsreichtum wird als subjektive Betrachtungsweise beiseite gelassen, es bleibt die rein mathematische Erfassung von Quantität und Bewegung. So gesehen ist die Haltung gegenüber dem Ding außer Kraft gesetzt, das Ding bleibt unfaßbar.
Untersuchungsmethoden, die aus dem Zusammenhang, aus Anordnung und Häufung rückschließend gültige Aussagen über das Einzelding treffen wollen, gehören in eine Welt, da schon alles endlich vorhanden ist, und nur die Neu‑ und Umgruppierungen dazu verhelfen, Dinge wieder handhabbar zu machen oder sie handhabbar zu halten. Ein Versuch letztlich, die Dinge wieder ins Werk zu setzen, ihren Wirkungsgesetzen gemäß oder aber zuwider.
Politik und Recht, Philosophie und Naturwissenschaften beugen sich dem Diktat der Denkökonomie, das da verkürzt heißt: In kürzester Zeit und auf direktem Wege  zur Sache zu kommen. Allein das Reich der Kunst läßt Zeit und Muße walten, auf langen Wegen das Ding zu umgarnen, zu umwinden, zu umkreisen, es zu schmücken, zu gestalten. Statt es zuzurichten wird es hergerichtet, aufpoliert und aufgemöbelt, damit das Ding in seinem Glanze erstrahle. Im Verlauf langer Erfahrungen, vom Herstellen (Schöpfertum) zum Hinstellen (Stilleben) zum Darstellen (Ersetzung des Dinges durch sein Bild) ist man inzwischen dazu übergegangen, das Ding allen ornamentalen Schmucks zu entkleiden, alles Artifizielle abzustreifen, das vorgefundene Ding, gar das Natur‑Ding zum Sprechen zu bringen.

Aber warum sollten wir die Dinge zum Sprechen bewegen, wenn sie nicht ohnehin unablässig zu uns sprechen? Warum wollen wir ihnen Laute abklopfen, Töne entlocken, Leben abverlangen, obendrein ein Leben, das sich am sinnenausgestatteten Menschen mißt? Dinge sollen zum Tanzen gebracht werden, Dinge sollen sprechen. Hypermoderne Komponisten meinen den Dingen Musik entlocken zu müssen. Warum lassen wir die Dinge nicht ruhen? Ist uns unser Leben nicht lebens genug? Oder fürchten wir das Tote in den Dingen, die wir selbst einmal werden, denn nur der tote Mensch ist Ding geworden.

Künstler durchproben das Ding
Literatur verwendet die Dingbeschreibung als Spiegel
Philosophen befragen das Ding
Dinge tun / Dinge dingen / Dinge umschreiben / Dinge denken
Dingstoff – Dingeffekt ‑ Dingvorstellung ‑ Dingbild
Sich auf Dinge einlassen (Demut) thematisiert das Ich des Menschen und das Du der Dinge.
Die Vermenschlichung des Kieselsteins und die Entmenschlichung des Menschen

– Im Herzen der Dinge
– Im Namen der Dinge
– Die Ordnung der Dinge
– Die Überlistung der Dinge
– Der Wegzug der Dinge
– Der Aufstand der Dinge
– Die Ehrenkränkung der Dinge
– Das Leben der Dinge
– Der Dinge Gewalt
• Der Lauf der Dinge
• Der Stand der Dinge
– Von den letzten Dingen
• “Wie jetzt erst bekannt wird, sind die Dinge kürzlich verstorben”
(Erhart Kästner, ‘Aufstand der Dinge’, Süddt. Ztg. 15./16.7.72)

Die Abwesenheit der Dinge durch die Wörter
Das Buch als eingeschriebenes Ding
Das Wort‑Ding, die Letter, die Type, das Blatt
Das Gedanken‑Ding
Dingwörter/Hauptwörter
Wort/Name/Benennung
konkrete Poesie     Dinge‑Wort‑Bild
• Namenlose Dingwörter
• Schriftdinge

Nietzsche:
Ihr gebraucht Namen der Dinge als ob sie eine starre Dauer hätten … Der Begriff Ding selbst ist auch nur eine Interpretation, ein Vorstellungsding, eine Meinung, eine Empfindung, gemeint ist die Kraft, die darin ruht, die darin versammelt ist, die davon ausgeht. … Woher könnten wir wissen, daß es Dinge giebt? Die “Dingheit” ist erst von uns geschaffen.

Typoskript, 2 Seiten, 1983